"Astor"
Geschichte der Astrologie - Kurzumriss
32.000 v. Chr.
Frühester Fund: Von Cromagnon-Menschen geritzte Kerben auf einer Knochenplatte, die offenbar Mondphasen darstellen.
2620 v. Chr.
Erste sumerische Astrologie: "Astrallehren der Sumerer" (Tierkreis, grobe Deutungen der nahen Planeten bis Jupiter). Erstaunlich: Erst 2600 (!) gab es erste Aufzeichnungen eines geordneten 6-er und 12-er Zahlensystems und erste Kalendereinteilungen!
650 v. Chr.
König Assurbanipal ließ die "Assyrischen Wissenschaften" in einer Tontafel-Bibliothek dokumentieren und in Ninive ablegen. 66 dieser Tontafeln behandelten die Wissenschaft der Tierkreiszeichen/Planeten und astrologische Erkenntnisse. Da ständig überfallartige Kriegszustände herrschten, ließ der König Kopien der Tontafeln zur Sicherheit nach Babylon bringen.
600 v. Chr.
... entstand durch genauere Berechnungen und Gestirnsstandvorhersagen die erste astronomische Wissenschaft, die von den "Chaldäern" in Babylon zur Blüte geführt wurde. Der chaldäische (babylonische) Kalender hatte 354 Tage und 12 Monate á 29 oder 30 Tage.
300 v. Chr.
Die Babylonische Astrologie kommt nach Griechenland und wird dort vor allem von Pythagoras mit der "Lehre von den vier Ur-Elementen" verbunden.
260 v. Chr.
Aristarch von Samos wagte es als erster, die Erde aus ihrer geozentrisch angenommenen Mittelpunktstellung zu stoßen und sie unter all die anderen Planeten zu setzen, die um die Sonne kreisen. Man widmete ihm jedoch kein Gehör. Der Grieche gab als Erster einen ungefähren Abstand der Sonne an: 10 Millionen Kilometer. Zwingend ergab sich, dass die Sonne sehr viel größer als die Erde sein musste, würde sie doch bei geringerem Umfang viel kleiner am Himmel zu sehen sein. Doch das noch immer beherrschende geozentrische Weltbild (die Erde als Mittelpunkt des Universums), verhinderte weitere Untersuchungen und Schlüsse.
200 v. Chr.
... übernehmen auch die Ägypter die Babylonische Astrologie. In Griechenland entwickelte sich nach Plato, Phytagoras und Aristoteles die "Hellenistische Astrologie". Aus dem "stoischen Weltbild" entnehmen die damaligen Wissenschaftler die zwangsläufige Vorhersehbarkeit von allem Zukünftigen.
Der Stoiker Ohrysippus schloss: "Wenn es Götter gibt (und, daran bestand kein Zweifel!), gibt es auch eine Mantik!" Der Gedanke an das unvermeidbare Schicksal deckte sich mit der Ägyptischen Astrologie und deren prognostischen Ansatz.
Um 125 v. Chr.
... definierte der Ägypter Hipparch die "Präzession des Erdachswinkels". Etwas, was die "Chaldäer" allerdings bereits rund 600 Jahre vorher zumindest als Vorgang erkannt hatten. Damals stimmten Tierkreis und Sternbilder noch überein. Durch die geneigte Erdachse verschiebt sich jedoch die relative Stellung des Tierkreises zum Firmament (Sternbilder sind ja Fixsterne) in 26.000 Jahre durch den ganzen Tierkreis. Das sind gut alle 2.160 Jahre: 30° rückwärts für ein Tierkreiszeichen.
Deshalb sprechen wir jetzt also auch (nach dem Durchgang durch die Fische) vom Übergang ins "Wassermannzeitalter", was allerdings letztlich, je nach Berechnungsgrundlage, erst in ca. 100-500 Jahren geschehen wird.
7 v. Chr.
Eine Saturn/Jupiter Konjunktion verstärkt den Messiasglauben und wird als regionaler Hinweis auf Palästina ("Stern von Bethlehem"?) verstanden. Tatsächlich legt auch heute die moderne Wissenschaft das wahrscheinliche Christi-Geburtsjahr auf das Jahr "07"!
35
Der römische Imperator Caligula beruft sich mit seiner Schreckensherrschaft auf astrologische Deutungen.
178
Wissenschaftliche Begründung der Astrologie durch Ptolemäus (noch geozentrisch)
13. Jahrhundert
Über Arabien/Ägypten verbreitet sich die Astrologie in Europa und der persische Sufi, Mewlana Dschelal ed din Rumi, dichtet im Jahre 1268: "Die ganze Welt ist ein Trugbild! Der Stern dem jeder Mensch anheimgegeben, bestimmt sein Tun, beherrscht sein ganzes Leben! Steht Venus in dem Horoskop, so neigen die Sinne sich zu Spiel und Lieb und Reigen! Steht Mars in ihm, so durstet heiß nach Blut der Mensch und sucht Streit und Kampfesglut! Doch ob den Sternen and’re Sterne bünken, die nicht verbrennen, nicht vergehn und sinken."
1453
... breitet sich die Astrologie mit dem beginnenden Humanismus weiter aus.
1514
Kopernikus begründet durch seine astronomischen Forschungen das "heliozentrische Weltbild" und bereitet damit erst die Trennung von Astrologie und Astronomie.
1537
Paracelsus schreibt die "Große Astronomie" (... rein astrologisch!)
1555
Nostradamus veröffentlicht seine astrologischen Prophezeiungen und sagt das endgültige Ende der katholischen Kirche voraus. Im Jahr 1557 wird sein Sohn hingerichtet, der nachweislich einen vorhergesagten Stadtbrand selbst gelegt hatte.
1574
Tycho Brahe (Lehrer von Joh. Kepler) ermittelte zwar genauere Planetenbahnen um die Sonne, "sah" diese jedoch um die Erde kreisen! Er verwarf damit Kopernikus’ Heliozentrik, und die geozentrische Weltbetrachtung wurde für kurz wieder gültig.
1601
Johannes Kepler wird kaiserlicher Astrologe, und sein Freund Galileo bejubelte im selben Jahr seine Entdeckung der Fallgesetze (die er erst 1609 nach abschließenden Forschungen formulierte).
1630
Der französische Astrologe Jean-Babtiste Morin de Villefranche wurde Professor für Mathematik und Astrologie (und schrieb 1661 seine "Astrologia Gallica")
1634
... entsteht ein astrologisch ermittelter "ewiger Hauskalender".
1656
Huygens entdeckte die Saturnringe.
1657
Didacus Placidus de Titis wurde Professor für Mathematik in Mailand und entfernte sich (als erster Wissenschaftler) entschieden vom "Fatalismus" in der Astrologie. Er reformierte die Kosmogrammeinteilung der Tierkreiszeichen, Häuser, zodiakalen Würden und Aspektstellen als "physisch reale Fakten, analog derer alles Werden und Vergehen auf Erden zu beobachten sei!" Er hob geometrische Konstruktionen auf und gab ihnen proportionale Form. Er nannte sie "Physiomathematica" und widerlegte damit Campanus und Regiomontanus, deren statische Häusereinteilung bis dahin Gültigkeit hatten. Weil er so aber auch das dogmatisch-scholastische Weltbild der Kirche in Frage stellte, wurden seine Lehren kurzerhand als "frevelhaft" verboten und galt unter aufgeklärten Denkern lange als - vor dem Zugriff klerikaler Obrigkeit beschützte - Geheimwissenschaft Eingeweihter.
1690
Der Astronom John Flamsteed glaubte einen Fixstern entdeckt zu haben, den jedoch 1948 unabhängig von einander die Astronomen Le Verier und Adams als "Neptun" erkannten
1697
Die Astrologie wird als Universitäts-Lehrfach abgeschafft.
1701
Astrologische Wettervorhersage
1746
In intellektuellen Kreisen wird Astrologie immer mehr verpönt und als Aberglaube abgetan.
1781
Der englische Astronom Wilhelm Herrschel (deutschstämmig) entdeckt mit seinem 16-cm-Spiegelteleskop den Planeten "Uranus"
Um 1800
... kommt das Haussystem des Placidus allgemein in Mode und gilt von da an als Standard.
1846
... berechnete/entdeckte der junge Astronom John Adams Unregelmäßigkeiten in der Umlaufbahn von Uranus und vermutet deshalb Gravitationsstörungen durch einen weiteren, unentdeckten Planeten. Er fand unter den arrivierten Astronomen zuerst jedoch kein Gehör für seine Berechnungen, die jenen unbekannten Planeten sogar ziemlich genau platzierten. So genau, dass der deutsche Astronom, Johann Galle, nur ein Grad entfernt am 23.9.1846 tatsächlich "Neptun" entdeckte! Seine Nachrechnungen ließen jedoch immer noch geringe Ungenauigkeiten, für die man lange Zeit keine Erklärungen fand. Um die Jahrhundertwende verdichtete sich der Verdacht, dass noch ein weiterer unentdeckter (sehr kleiner!) Planet die Ursache dafür sei.
1925
Die "Hamburger Astrologenschule" wollte alles, aber auch wirklich alles, aus einer rechenscheibenähnlichen Tabellatur ablesen und prognostizieren können
März 1930
... entdeckte schließlich der amerik. Astronom Olyde Tombaugh den Planeten "Pluto" auf bereits vorhandenen Fotoaufnahmen des Observatoriums in Flagstaff/Arizona.
30-er Jahre:
Der Berliner esoterische Astrologe Johannes Vehlow überarbeitete und revolutionierte/vereinfachte bisherige Planetenstandsberechnungen, fand neue astrologische Gleichungen und entwickelte ein ,neues’ Häusersystem in Anlehnung an die aequalen Systeme von vor Placidus.
In den späten 30er Jahren untersuchte der Astrologe Glahn Horoskope nach rhythmischen Auslösungen der Planeten, er arbeitete dabei mit verschiedenen Rhythmen, wie etwa mit 5, 6, 7, 8.33 oder 10 Jahren pro Haus. Dabei wird die Stellung eines Planeten im Haus umgerechnet von Winkelgrad in Zeit; das ist die Auslösezeit eines Ereignisses.
1950
Der Mathematiker, Philosoph und Astrologe, Dr. Walther Koch, stritt in seinem Werk "Aspekte nach Kepler" vehement gegen den Fatalismus einer schicksalsprägenden Astrologie und vertrat den liberaleren Gedanken, dass sich "...aufgezeigte Themen im Horoskop auf vielen verschiedenen Manifestationsebenen" zeigen könnten; er vertrat die "Prämisse des freien Willens".
1952-56
Der Astrologe Wolfgang Döbereiner entwickelte aus der Methode von Glahn die "Münchner Rhythmenlehre". Die Basis bildet das Radix mit den zwölf Placidus-Häusern und den Planeten; ihm werden die ersten sieben Lebensjahre zugeordnet. Die zweiten sieben Lebensjahre spiegelt das erste Solar wieder et cetera. Wegen des siebener Rhythmus heißen diese Horoskope auch Septare. Jedes Haus im Septar, egal wie groß es ist, umfasst einen Zeitraum von sieben Monaten.
1959
... veröffentlichte Koch in "Horoskop und Himmelshäuser", ein neues Haussystem, das "System des Geburtsortes". Anstatt wie bisher Häuserspitzen und Direktionsfaktoren auf die Polhöhe des Geburtsortes auszurichten, legte er die Placidus-Häuser für 46°-56° Breite an und kam so zu "seinem" neuen Haussystem.
1977
Entdeckung des Planetoiden "Chiron"
2002 und 2004
Am 4. Juni 2002 wurde der Asteroid "Quaoar" als äußerster Himmelskörper des Sonnensystems entdeckt.
23. März 2004: Entdeckung des Planetoiden "Sedna", immerhin dreimal so weit von der Sonne entfernt wie Pluto.
Sowohl die astrologischen, als auch astronomischen Erkenntnisse der beiden Neuentdeckungen sind noch nicht so reichhaltig, obwohl Quaoar bereits sehr interessante Signifikanzen aufweist und von manchen Kollegen schon ganz vorsichtig gedeutet wird.
Quellen
"Star Observer", "Der große Kulturfahrplan" (Stein), "Die Geschichte der Astrologie" (Wilhelm Knappich), "Das Weltall" u.a...
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