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Sternzeichen Steinbock
21. Dezember - 20. Januar
Der Steinbock - Prolog
An der Astrologie wird vielfach kritisiert, dass zu einem bestimmten Zeitraum hinter der Sonne nicht das astrologisch angesagte Zeichen steht, sondern ein ganz anderes. D. h. wenn wir am 21. Dezember die Sterne hinter der Sonne sehen könnten, würde dort nicht das Sternzeichen Steinbock sondern die Sternbilder Skorpion und Schütze zu sehen sein.
Grund hierfür ist eine ca. 27.6OO Jahre dauernde Kreiselbewegung der Erdachse, genannt Präzession. Diese verschiebt den Frühlingsbeginn bzw. O Grad Widder jedes Jahr ein Stück weiter zurück in den Tierkreis, was bedeutet, dass der astrologische Widder nicht im astronomischen Widder, sondern im astronomischen Wassermann beginnt.
Wer aufmerksam gelesen hat, wird sicher über die unterschiedlichen Formulierungen Sternbilder und Sternzeichen gestolpert sein - und siehe, hier liegt der Hund begraben. Ein Sternbild besteht aus einer Gruppe von Fixsternen am Himmel, die mehr oder weniger zufällig durch ihr Aussehen zu einer Figur zusammengefasst worden sind wie etwa die am nordeureopäischen Himmel im Winter besonders gut zu beobachtenden Bilder Orion und sein Nachbar, der Stier sowie die oft mit dem Kleinen Wagen verwechselte Sternengruppe der Plejaden.
Inwieweit solche Sterngruppen oder auch einzelne Fixsterne einen Einfluss auf die Erde haben, ist noch nicht ganz klar und Objekt astrologischer Forschung, obwohl es Astrologen gibt, die die Fixsterne in ihre Deutung miteinbeziehen. Mit den wahren Sternbildern arbeitet meines Wissens die indische Astrologie zu einem Teil und auch im Westen kommt die Rückwärtsbewegung der Erdachse zum Tragen; wer ist noch nicht über den Begriff des Wassermannzeitalters gestolpert! (Siehe "Der Wassermann und sein Zeitalter"). Die Dauer eines solchen Zeitalters beträgt jedoch ca. 23OO Jahre und im Vergleich hierzu ist die Lebensdauer eines Menschen die eines zeitlichen Wurmes.
Daher kommt bei der Individualdeutung eine ganz andere Art der Anschauung zum Tragen, die das fehlgeschlagendste Objekt der Schöpfung, nämlich den Menschen und/oder die ihn umgebenden irdischen Bedingungen in den Mittelpunkt aller Betrachtungen stellt.
Hier nun treffen wir auf die Sternzeichen. An vielen alten Festen ist abzulesen, wie sehr sich die Menschen der Erforschung des Himmels widmeten.
So wurden Sonnenwendfeste, die römische Saturnalien oder die germanischen Jahresendfeste auf erkanntermaßen besonders wichtige Punkte der Sonnenbahn durch das Jahr gelegt, nämlich auf die Solstitien (Sonnenwendepunkte im Sommer und Winter) und die Äquinoktien (Tagundnachtgleichen im Frühjahr und Herbst).
Auch die erfolglosen Marketingstrategen der frühen Kirche bedienten sich althergebrachter Traditionen, um ihren Glaubensbetrug unter`s Volk zu bringen. Wahrscheinlich waren sowohl Römer wie auch Germanen viel zu betrunken, um zu merken dass ihnen hier ein Kuckucksei in's Nest gelegt wurde. Aber wen stört es bei gehobenerem Promillepegel schon, ob jemand aus statt in der Jungfrau das Licht der Welt erblickte. Dennoch hatten die christlichen Klinkenputzer einen schweren Stand, und so dauerte es ganze tausend Jahre, bis sie nach Bosau am südlichen Ufer des Plöner Sees (Schleswig-Holstein) vordringen konnten, von wo sie jedoch durch die hier ansässigen Slawen und die nicht weniger räuberischen Wenden schnellstens wieder vertreiben wurden - fürs erste jedenfalls. Von dieser Niederlage zeugt noch heute das Fundament des damals erbauten Wehrturmes, auf dem der Turm der Bosauer Kirche steht, die Bischof Vizelin im 12. Jahrhundert - dem zweiten Anlauf der Christianisierung - errichten liess.
Doch zurück zum Lauf der Sonne. Bei der Errichtung des Tierkreises bedient sich auch die Astrologie der o.g. Punkte. Diese sind die Kriterien für die Einteilung des Tierkreises in die vier Quadranten, die mit den bekannten Jahreszeiten zeitlich identisch sind. Jeder Quadrant wiederum gliedert sich in drei Phasen und drei mit diesen korrespondierenden Tierkreiszeichen. Jeder der vier Quadranten wiederum ist der Ausdruck eines der vier Elemente.
Mit der längsten Nacht des Jahres beginnt der Steinbock, die erste Manifestation des erdhaften Quadranten.
Steinbock - Theorie und Praxis.
Jedes erste Zeichen eines Quadranten (i.e. Widder, Krebs, Waage und Steinbock) wird der Qualität kardinal zugeordnet, was die Bedeutung von impulsgebend und richtungweisend hat. Ein neues Kapitel im Tierkreis beginnt: In der Waage jagt der Mensch seinen Idealen nach; im Skorpion tätigt er die nötigen Beschränkungen, die ein wahres Zusammenleben mit anderen erfordert. Im Schützen schliesslich blitzt der Geist einer gemeinsamen Idee auf, ein Leuchten in der Ferne wird als gemeinsames, erstrebenswertes Ziel anvisiert, auf das der Schütze seine Pfeile lenkt.
Doch vor den Erfolg haben die Götter wie immer den Schweiss gesetzt, und dieser erscheint uns im Tierkreis als ein Berg, den der Steinbock bezwingen muss, bevor ihm schliesslich im Wassermann die Flügel wachsen, die es ermöglichen, in den Fischen dem Kreislauf des Lebens und Sterbens und wieder Lebens zu vollenden oder zu überwinden. Allein die gute Absicht des Schützen reicht hier bei weitem nicht aus, und nicht einmal hundert Mark im Klingelbeutel sichern den Logenplatz an der Seite der "Oberen Drei".
Und auf dem Weg zu diesen begegnen wir Zerberus, dem Animateur der Unterwelt, der uns mit dem Versprechen vielfältiger materieller Verlockungen an den Tisch seines Herren und Meisters zu bringen versucht. Im Tarot steht für den Steinbock die Trumpfkarte 15, "Der Teufel", er stellt die Bedingungen dar, innerhalb derer wir unsere im Schützen zusammengebastelten guten Absichten in die Tat umsetzen können. Der Durchbruch zur geistigen Klarheit des Wassermanns erfordert eine Konzentration auf das Wesentliche und Machbare, vor dem Steinbock steht ein zu bezwingender Berg, zusammenbetoniert aus unserer zeitlichen, an materielle und gesellschaftliche Ordnungen und Traditionen geknüpften Begrenzung, auf dessen Spitze der Lohn der Erkenntnis und die Befreiung von Ängsten steht, die dem Menschen unter dem Deckmäntelchen der Sachzwänge gefangen halten.
Die Befürchtung, den Boden des Erreichten unter den Füßen zu verlieren und die Furcht vor dem Aufbruch in die Unsicherheit sind die Kugeln, die den Steinbock zu Fall bringen. Durch die Last des Angesammelten wird eine Bodenhaftung wie mit einem Zentner Briketts auf dem Rücken erreicht. Das Erworbene wird abgesichert, sei dies in Form wirklicher Mauern oder in Form nicht weniger unbeweglicher Vorschriften, die die paranoide Form des Steinbocks in einer Art auf andere überträgt, die leicht erdrückend wirken kann.
Gleichwohl geht es im Steinbock auch um das Zusammenleben einzelner Gruppen in einer größeren Gesellschaft, einem Staatsgebilde, und der Steinbock - so er denn Glück hat - besitzt die Fähigkeit, hier Regeln aufzustellen, die für alle eine gerechte Lebensform garantieren. Der entwickelte Steinbock hat den Blickwinkel seiner ideologischen und materiellen Scheuklappen überwunden, der Sack Brikett auf dem Rücken ist zu einer diamantenen Kugel komprimiert worden, das Marschgepäck ist deutlich geringer geworden, und es gelingt dem Steinbock, seine Energie und Ausdauer so zu entfalten, dass er auf seinem langen Anstieg bald die dünne Luft der Verantwortung atmet. Frei von egoistischen Motiven versucht er seinen Weitblick auf die anderen auszudehnen.
"Man" macht das so und so, lautet die Lebensformel des Steinbocks, der sich streng nach überpersönlichen Spielregeln richtet und das eigene den Wertestandards oder den Erfordernissen der Allgeneinheit unterordnet; so er nicht derjenige ist, der diese Spielregeln selber aufstellt. Und hierbei ist der Steinbock nicht der schnellste. Seine einschläfernde Umständlichkeit ist die Begleiterscheinung eines Geistes, der schwerfällig von einem eingeschlagenen Kurs wieder abweicht und deshalb für eine Entscheidungsfindung ein wenig länger benötigt. Meint er jedoch, einen vertretbaren Lebensweg gefunden zu haben, so besitzt er die Konsequenz einer Planierraupe, die sich ihren genau berechneten Weg auf engstem Spielraum durch dicksten Dschungel hindurch erkämpft.
Ein Steinbock, der sich ein Ziel gesetzt hat, ist nur schwer von seinem Weg abzubringen, kämpft zäh um die Verwirklichung seiner Vorhaben und ist fähig, lange und entbehrungsreiche Durststrecken auf sich zu nehmen. Er führt einen genügsamen und strengen Lebensstil und setzt die vorhandenen Mittel ökonomisch und folgerichtig ein. Sind Tendenzen zum Aufstieg vorhanden, so gestaltet sich dieser recht langsam.
Der Steinbock ist sehr widerstandsfähig, sind die Kräfte jedoch abgenutzt, so regeneriert er sehr schlecht. Sich dessen voll bewusst spart der Steinbock oft seine Kräfte und findet den Absprung nicht. Findet er endlich eine Richtung und merkt kurz darauf, dass es die falsche war, so ist er nur schwer fähig, umzudenken. Die Angst um seine Existenz lässt ihn das unnötig Erworbene verteidigen, zwanghaft versucht er seinen Lebensstil als den richtigen zu verkaufen und duldet nicht die Spur eines Widerspruches, denn dieser könnten an die Schlafkammer seiner schlummernden Selbstzweifel pochen, denen er nur ungern gegenübertritt. So zieht er einen harten Schutzwall um seine Ansichten; ein ständig mit Schusswaffen bestückter Dagobert Duck und ein vor härtesten Repressalien nicht zurückschreckender Stalin sind Musterbeispiele aus der Galerie der Verkorksten. Doch bringt der Steinbock auch andere Repräsentanten als solche mit der Härte einer Daumenschraube zum Vorschein.
Der Einbau gesellschaftlicher Tatsachen bringt den Politiker als Aushängeschild der öffentlichen Meinung hervor; die Beispiele sind mehr als zahlreich: Helmut Schmidt, Johannes Rau, Mao tse-tung, Stalin, Breshnew. Mit Napalm und Unfähigkeit versuchten Richard Nixon und Hermann Göring, "aufmüpfige" und "minderwertige" Völker in Steinzeit und Barbarei zurückzubomben.
Ob die bodenlange Bekleidung der katholischen Kirchemänner ein Indiz dafür ist, dass die ihr angehörenden Gotteslämmer von ihrem Herrn wie Kasperlepuppen gelenkt werden, weiss ich nicht; Kardinal Höffner jedenfalls ist ein Beispiel für die im Steinbock vorhandenen Tendenzen zum Verharren auf Althergebrachtem.
Und auch die Neger sollen nicht zu kurz kommen: Mein Gott ist stärker als der Eure! sagte sich Albert Schweitzer und versuchte dies dadurch zu beweisen, dass er den bemitleidenswerten Schwarzen die Leiden wieder vom Hals schaffte, die sie sich durch den weissen Imperialismus soeben erst eingefangen hatten.
Der mehr passive Steinbock verkriecht sich hinter seinen Vorschriften, wir treffen auf den sturen Beamten, der die Fahne preußischer Obrigkeitshörigkeit hochhält und vor jedem Wort erstmal seinen Anwalt konsultiert, aber auch den geborenen Verwalter, Buchhalter und Steuerfahnder.
Bei handwerklicher Begabung reicht die Palette der Möglichkeiten vom Metallbauer über den Maurer und Geologen bis hin zum Totengräber. Schwarz ist die Farbe des Steinbocks: Die künstlerische Darstellung der Lebensbedingungen in äusserst knapper Form findet sich bei Heinrich Zille. In den düstersten Winkeln seiner Zeit schaute sich Jack London um, sein Buch "London" ist ein überzeugendes Beispiel dafür, mit wie wenig Steinböcke auskommen können und dafür, wie eng sie am Schicksal anderer kompromisslos Anteil nehmen können.
Nur die nötigste Instrumentation unterstreicht die gesellschaftskritischen Lieder von Joan Baez. Härtesten Materials bediente sich Ernst Barlach, um seinen Gedanken konkrete Form zu verleihen. Den Künstlern Marlene Dietrich, Annie Lennox und David Bowie steht die karge Knochigkeit des Steinbocks förmlich im Gesicht geschrieben. (Aszendent Steinbock: Eine Figur wie eine Hundehütte, in jeder Ecke ein Knochen!). Das Drama des gebildeten Fernsehzuschauers: Ein altkluges, langweiliges Früchtchen namens Desiree Nosbusch. Wenn ein Mann wie Heinrich Böll die deutsche Politprominenz auf seinem Begräbnis duldet, so ist dies sein Problem. Aber vielleicht hat er sich angesichts einer solch zweifelhaten Gefolgschaft doch die Frage gestellt, ob seine ganze Liberalität und angebliche Fortschrittlichkeit nicht nur das Schauspiel eines angeblichen Hochseilaktes war, der nur eine Hand breit über dem verklebten Netz der sozialen Sicherheit stattfand.
Noch einmal zurück zum Tarottrumpf Nummer 15: Ein Aspekt dieser Karte ist die Besessenheit. Der Teufel lockt nicht nur in der Form althergebrachter Darstellungen: Längst sind Bocksfuß und Hörner unter dem Messer des Schönheitschirurgen gewesen. Nicht haarig und hässlich erscheint uns die Versuchung; wir unterliegen der Verführung leuchtenden Neons und den seifigeligen Möglichkeiten des Hochstylens der eigenen Fassade. Hier erleben wir den lachendenden Teufel. Er hat guten Grund, sich über die lächerlich zu machen, die sich selbst und ihre Besitztümer mit im wahrsten Sinne des Wortes tierischem Ernst für den Nabel der Welt halten: Der Nachschub für die Kessel der Unterwelt rollt; die begrenzte Lebensdauer des Menschen ist die tickende Zeitbombe, die uns vor die Nase gesetzt wird als eine drohende Aufforderung, der Vergänglichkeit der Materie ein Schnippchen zu schlagen. Die Werbetrommler der Unterwelt hingegen erheben die Materie zum Non-Plus-Ultra. Mit der subversiven Waffe der Existenzangst wird dem Menschen ein Zurückschrecken vor Veränderung und Entwicklung eingeimpft, das ihn im Reich des stumpfen Materialismus gefangen hält.
Besessenheit durch Sex: Wer diese Spielart der Tarot-Steinbockthematik erforschen möchte, der widme sich den Werken von Henry Miller. Wenn man Veröffentlichungen aus jüngster Zeit glauben darf, so ging es auch hinter der religiösen Fassade eines Martin Luther King alles andere als keusch zu.
Zwei Ausnahmesteinböcke, denn der Durchschnittssteinbock verbirgt seine Gelüste hinter einer Mauer, zusamengefügt aus den Bestandteilen gesellschaftlich nicht zu beanstandender Verhaltensmaßregeln. Zur Befriedigung seiner Erotik gereicht ihm denn auch häufig eine höhere Stufe auf der Hühnerleiter der Karriere oder ein Partner mit einer angesehenen Stellung - auch wenn wahre Gefühle dabei zu kurz kommen.
Der Archivar und der Historiker sind ein weiterer Ausdruck der Beziehung des Steinbockes zu gewordener Geschichte und Konservativismus. Hinzu kommt die Bemühung, nicht alle liebgewonnenen oder nützlichen Traditionen dem Verfall des Fortschritts auszuliefern.
Die Tendenz zu regelnder Ordnung findet sich beim Städteplaner und Architekten, wenngleich viele Steinböcke als Spiegelbild ihres Inneren höchstens dazu in der Lage sind, Gefängnisse zu entwerfen.
Gesetzmäßigkeiten größten Umfangs erforschten Johannes Kepler und Isaac Newton. James Watt war einer derjenigen, die der Trägheit der Materie ein Schnippchen schlagen wollten, um die in ihr gespeicherte Energie zu nutzen.
Mangelndes Eigenerleben und fehlende Perspektiven führen zum opportunistischen Annehmen von Mehrheitsmeinungen (Henri Nannen), ebenso wie das Leben in Traditionen als Krücke für die eigene Schwäche benutzt wird. Dies gilt sowohl für den Neo-Nazi wie für den "Neo-Hippie", der aus Furcht vor der Gegenwart noch immer streng abgegrenzt in den verträumten Reservaten der 6Oer Jahre vor sich hin dämmert. Der Steinbock tut sich hervor durch Ausharren in vorgegebenen Bedingungen, sucht das angeblich Überdauernde mit dem Vertrauen, dass alles so bleibt, wie es ist, wobei der Schock dann umso größer ist, wenn sich doch Veränderungen einschleichen oder gar Revolutionen das feste Gefüge aus dem Sattel heben.
Unzufriedene Steinböcke sind gefürchtet wegen ihrer Verstocktheit, sind in sich gekehrt und aus Angst davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren, von einem Geiz besessen, der seltsame Stilblüten treibt: Da findet sich der Millionär, der sein WC-Papier beidseitig benutzt und der - schlimmstenfalls - Mitbewohner, bei dessen Geiz der Kühlschrank entweder ständig leer oder mit einer Kette verschlossen ist. In einer solchen Situation gefangen, bleibt einem mitunter nichts anderes übrig, als kurzfristig in eine Garage zu flüchten.
Unbeheizte, leere Wände sind allemal besser als nach einem 2O-Stunden-Tag mitten in der Nacht aus dem Bett gerissen zu werden, nur weil der Mülleimer voll ist und der Haushaltsplan es gebietet, dass der arme Schlafende den Müll an den vorgeschriebenen Platz bringt - auf dem man den Steinbock dann am besten gleich mitdeponiert. Frei nach dem Hauptmann von Köpenick: "Zuerst die Wanzenordnung und dann die Wanze!".
Wer zudem noch mit einem Steinbock verhaftet ist, der sich für einen Musiker hält, dem bleibt es nicht erspart, jahrein jahraus täglich drei mal die selben Übungsstücke vor die Ohren geschmettert zu bekommen.
Oft ist es die Originalität, an der sich der mit Über-Ich überfüllte Kopf des Steinbocks stößt und die ein eklatanter Verstoß gegen sein Sicherheitsbedürfnis ist. Eingepfercht in die Schwimmweste (...Zwangsjacke) der Normen hält sich der Steinbock über Wasser. Der unflexible Reaktionär ist dies nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Angst vor dem Neuen, und so erscheint mancher hinterherhinkende Steinbock seinen Menschen als unzeitgemäß. Seine Unbeweglichkeit führt ihn dann schliesslich in die Isolation.
Wünschenswert für den Steinbock ist ein Standpunkt, der mit einem Bein in der Hölle bzw. in der Materie steht, denn das organische Leben erfordert eine gewisse Portion an Beständigkeit und Ausdauer um das "Chaos der Atome" zu bändigen.
Nützlich für den Steinbock sind ferner Phasen der Kontemplation und Konzentration, um den ständig angewinkelten Ellenbogen eine Entspannungspause zu gönnen. Dem Realismus des Steinbocks wird dies keinen Abbruch tun, ganz im Gegenteil. Die Aufgabe des Steinbocks liegt darin, die Nichtigkeit der Materie zu durchschauen und anderen bewusst zu machen.
Wenn nicht durch dogmatische Scheuklappen behindert, zeigt der Steinbock eine aus enger Verbindung zur Sache geborene Objektivität und klares Urteilsvermögen, welches nicht davor zurückschreckt, andere aus ihren Träumen und Selbsttäuschungen zu reissen. Dabei tun manche Steinböcke so, als würden sie das Karma der gesamten Menschheit auf ihren Schultern tragen.
Aber nicht jeder, der ein Namensschild mit der Aufschrift Jesus Christus umhängen hat, ist auch ein leibhaftiger. Dieser ist das christliche Symbol für die Überwindung der Materie und des Todes; und nicht jeder wächst über die Dimension hinaus, die den Menschen in einem Alterungsprozess gefangenhält: die Zeit.
Querverweise
Die Entsprechungen zum Steinbock finden sich in den "Analogieketten - Erdzeichen".
Prominente Steinböcke finden sich im Menuepunkt "Prominente".
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