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Sternzeichen Skorpion
23. Oktober - 22. November
Der Skorpion - Einleitung
Skorpion ist die Fähigkeit und die Aufforderung, die Interessen unseres Egos zu überwinden und Verantwortung für die Erhaltung des Kollektivs zu übernehmen. Eine gewaltige Waffe des Pluto ist dabei die Sexualität, eine seiner Entsprechungen ist deswegen auch die Sexulalitiät, die als Werkzeug zur Erhaltung der Art eingesetzt wird, wobei deutlich die Grenze zur Stier-Sexualität zu ziehen ist, die mehr dem persönlichen Lustgewinn dient.
Auf der anderen Seite werden persönliche Kraftüberschüsse zur Aufrechterhaltung einer funktionierenden Gruppendynamik umgeleitet. Im persönlichen Horoskop kann dies sowohl aktiv wie auch passiv geschehen. Wir finden die verantwortungsbewussten Motoren gesellschaftlicher Gruppen wie auch den hilflos seinen Überschüssen ausgelieferten Sklaven, der sich leiten lässt; sei es als Arbeitsmaschine in grossen Konzernen, sei es als willenloser Parteibuchfanatiker, der sich von anderen als Stimmvieh und Kanonenfutter einspannen lässt.
Denn mit der Überwindung ihrer animalischen Natur tun sich viele Menschen sehr schwer, dies zumal in einer Gesellschaft, die eher die "Tugenden" des ersten Quadranten wie Egoismus, Konsumzwang und übersteigerten Intellektualismus als Non Plus Ultra predigt.
Ein altes Sinnbild für die Pluto/Skorpionthematik ist der Tod. Im Zusammenhang mit dem Thema wird dies häufig als Ableben und körperliches Ende missverstanden. Der Begriff muss in einer Weise erweitert werden, die den Tod als etwas sieht, was der Mensch hergeben muss, damit auch der Mitmensch eine Überlebenschance erhält. Nur kann es mitunter sehr weh tun, von der eigenen, gehorteten Energie oder auch Materie etwas abzugeben.
Es besteht die Angst vor dem Gang durch ein Fegefeuer, welcher nötig ist um ein Zuviel an Ego so zu dezimieren, dass in der eigenen Seele oder auch in der eigenen Wohnung noch Platz für andere bleibt. Hinzu kommt, dass Skorpion in seiner ersten Stufe als Kraft des Sterbens eine Art Sogwirkung ausübt, die in vielen Menschen die Angst entstehen lässt, in einen Strudel hinein zu geraten, aus dem sie sich schließlich nicht mehr befreien können: die Angst vor der Fremdbestimmung.
Es muss hier auch in Betracht gezogen werden, dass der Skorpion der herbstlichen Zeit zugeordnet wird. Die Nächte werden länger, die Temperatur sinkt. Somit bedeutet der erste Schritt in Richtung des Pluto solche archaischen Urängste wie die vor Dunkelheit und Kälte zu überwinden. Es bedarf der Erkenntnis, dass der nächste Frühling bestimmt kommt und dass der Pluto lediglich dazu dient, unnötigen Ballast abzuwerfen bzw., dass der Mensch auch mal an sich selbst knabbern muss, um eine Regeneration im Frühjahr zu garantieren.
Verdeutlichen wir uns dies bildhaft: Im Herbst wird der Apfel von seiner "Mutter", dem Baum getrennt und liegt zunächst allein in Kälte und Dunkelheit. In den langen Winterzeit verfault das Fruchtfleisch. Doch dient dieses den Kernen als Schutz, die dann im Frühjahr zu neuem Leben erwachen und dem Apfel an sich ein Überleben ermöglichen.
Als zweiter Vergleich sei das Sinnbild für den Skorpion angeführt. Um das geheimnisvolle und mysteriöse der Pluto/Skorpionthematik zu unterstreichen, begeben wir uns weit hinein in einen sagenumwobenen Zauberwald, in dem wir versteckt hinter hohen, dunkel raunenden Bäumen auf einen in undurchdringlicher Ruhe daliegenden Tümpel mit schwarzer, glatter Oberfläche stossen. In diesem verschwindet im Herbst ein darniederfallendes Blatt, es sinkt immer tiefer in den Tümpel hinab, um schliesslich den unsichtbaren Boden zu erreichen. Hier verfault es, wird von Mikroorganismen zersetzt, um schliesslich in den Nahrungskreislauf zurück zu gelangen: Tod als etwas durchaus Sinnvolles und Notwendiges. So bleiben wir denn auch nicht bei dem Begriff des Todes stehen, sondern erweitern die Plutothematik um die Schlagworte "Stirb und Werde".
Doch tun sich mit den Möglichkeiten des Werdens sehr viele Menschen sehr schwer. Ein zuviel an plutonischer Wirkung führt dann zu einer verzerrenden und krankhaften Wirkung. Die pathologische Mutation zeigt sich durch gegenläufig arbeitende Körperteile, vergleichbar mit einem Mülleimer, der einige Wochen nicht entleert wird: Es fängt an, bestialisch zu stinken!
Der Skorpion und die Metaphysik
Zumal in unseren Breiten hat die christliche Anschauungsweise dazu beigetragen, Pluto/Skorpion nur von seiner tödlichen und geradezu masochistischen Seite in´s Bewusstsein der Menschen zu bringen, denn auch im Werdegang Jesu Christi taucht die Problematik auf. In selbstloser Weise gab er ohne Rücksicht auf eigenen Schaden sein Leben für die Armen und Hungernden. Nicht zuletzt dem Apostel Paulus haben wir es zu verdanken, dass die Christenheit beim gekreuzigten Christus im wahrsten Sinne des Wortes hängengeblieben ist.
Es wird viel zu häufig übersehen, dass wir einen Heiland verehren, der zwar qualvoll ermordet wurde, der aber auch durch seine Wiederauferstehung über den Tod triumphierte. Ob es unbedingt nötig ist, sich durch Flagellantentum zu läutern oder ob hier nur der Masochismus zur Kultur erhoben wird, sei dahingestellt.
Der Begriff der Läuterung allerdings findet sich nicht nur im christlichen Glaubensbild. In der Alchemie bedeutet der Begriff, aus absterbendem, faulendem Material wieder neues Leben entstehen zu lassen. Der Vorgang der "putrefactio" dient dem Freisetzen solarer Energie, die durch die Verbindung mit der Materie in ihrer Schwingung verlangsamt wurde und somit nicht mit ihrer gesamten Potenz zur Verfügung steht. Die oft missverstandene Goldmacherei der Alchemisten bedeutet im eigentlichen Sinne keinen Zuwachs an materiellen Reichtümern; Gold steht hier als Synonym für solare Kraft, die Alchemisten hatten lediglich das Anliegen, diese Kraft von der Schwere der Materie zu befreien, um sie in reiner Form nutzen zu können, wobei sich natürlich der Gedanke an den Wunschtraum vom ewigen Leben aufdrängt.
Ein weiteres metaphysisches Gleichnis für diesen Vorgang ist der sagenhafte Vogel Phoenix, der neugeboren aus seiner eigenen Asche wieder emporsteigt.
In seinem Buch "Astrologie neu gesehen" behauptet Thomas Ring, dass die Siegfriedsage in zwölf Abschnitte aufgeteilt ist, die den zwölf Tierkreiszeichen entsprechen sollen. Die Pluto/Skorpionphase ist in seinen Augen diejenige, in der Siegfried stirbt, aber dennoch in seinem Sohn weiterlebt.
Überbegriff für den Bereich Pluto/Skorpion ist die Magie in ihren vielen Schattierungen und Möglichkeiten.
Es muss unterschieden werden zwischen der Magie und dem Begriff der Mystik, die eher im Bereich Neptun/Fische anzusiedeln ist. Der Mystiker streckt seine Fühler lediglich passiv in die Umgebung aus. Ihm kommt es darauf an, in allen Bereichen seiner Umgebung mitzuschwingen, diese zu erfahren ohne sie zu manipulieren. Wir finden den äusserlich teilnahmslosen Säulenheiligen, dessen Anliegen es ist, im Mahayana aufzugehen und die gesamte Welt in allen Fasern seiner Seele zu verspüren. Sein Anliegenist es, loszulassen und vollkommen so mit dem "Fremden" zu verschmelzen, dass er zwar in ihm ist, er es aber belässt wie es ist, ohne es verändern zu wollen.
Ganz anders der Magier, der seine Umgebung und seine Mitmenschen auch aktiv verändern möchte. Dies geschieht über den Aufbau eines seelischen Spannungsfeldes, in dem sich bei gekonnter Anwendung ein Opfer genauso verfängt wie in einem Spinnennetz. Das Wort Opfer ist natürlich nur dann angebracht, wenn plutonische Kräfte für egoistische, machthungrige Zwecke missbraucht werden; wir sprechen dann vom Bereich der Schwarzen Magie. Der Magier hat den Zugang zum kollektiven Unbewussten, er vermag im anderen auf diesem lautlosen Wege Bilder und Stimmungen zu erwecken. Er will verändern, seine Fussangel sind die Machtgelüste, über die er eventuell stolpert.
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