Thomas Campanella
Über Städtebau
Auszug aus
Der Sonnenstaat
Thomas Campanella, Frankfurt 1623
Deshalb setzten sie, als sie die Stadt bauten, feste Zeichen in die vier Himmelsrichtungen. Im Horoskop hatten sie den Löwen und Jupiter östlich der Sonne, Merkur aber und Venus im Krebs, jedoch nahe, so daß sie sich begleiteten, Mars im fünften Hause, im Schützen, in so glücklichem Aspekt, daß er Horoskop und Opposition günstig beeinflusste, den Mond im Stier in günstigem Aspekt zu Merkur und Venus, jedoch ohne durch seine Quadratur der Sonne zu schaden. Saturn suchte das vierte Haus auf, ohne aber Sonne und Mond zu stören, vielmehr die Grundlagen befestigend.
Fortuna war mit Algol im zehnten Haus, woraus sie auf Stärke und Vortrefflichkeit ihrer Herrschaft schlossen. Ferner kann auch Merkur in gutem Aspekt zur Jungfrau und ihrer Bahn, vom Monde bestrahlt, nicht schlecht sein; und sofern er jovialisch ist, täuscht sie ihr Wissen nicht. Wenig kümmern sie sich darum, daß er in der Jungfrau verharrt, wenig um die Konjunktion, beobachten vielmehr die Stellung der einzelnen Sterne, wie gesagt, bei der Empfängnis im Hinblick auf Kraft und Dauer des Lebens.
Sie behaupten nämlich, dass Gott die Ursache der Dinge gesetzt habe; der Weise aber müsse sie nutzen, dürfe sie jedoch nicht missbrauchen.
Zusatz
Nikolaus v. Sementowsky-Kurilo schreibt zu diesem Buch in "Der Mensch griff nach den Sternen": "Es ist eine spannende Erzählung, die sich wie ein Roman liest. Ein Schiff mit wenigen Insassen läuft den Hafen einer Insel an, bei der Campanella an das heutige Ceylon gedacht haben soll. Die Neuankömmlinge besuchen die Stadt Taprobana.
Sie sehen sie von sieben Mauergürteln umzingelt. Jeder Mauerring ist einem der Planeten geweiht, während sich in der Mitte der Tempel der Sonne erhebt. An den Mauern bestaunen die Besucher große Gemälde und erfahren, welchem Zwecke sie dienen. Was sie im Einzelnen darstellten, ging auf den Glauben zurück, daß die Sonne, der Mond und die fünf Planeten wegweisende Zeichen oder Ursymbole der dem Menschen gegebenen Möglichkeiten seien, sich im Leben zu behaupten, darunter auch durch Aneignung der Wissenwerte, was seiner geistigen und moralischen Erhebung zugutekommen sollte.
Die Jünglinge von Taprobana hatten sich innerhalb eines Jahres mit dem Sinn und Inhalt vertraut zu machen. Ihre Ausbildung dauerte demnach sieben Jahre."
Published by themamundi 2001 / 2023
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