Hans Sachs
Ein wunderlich gesprech
von fünff unhulden
Eins nachts zog ich im Niderland
(Die weg mir waren unbekand)
Durch einen dicken, wilden waldt.
Zu einer wegscheyd kam ich bald.
Erst west ich nicht, wo ein noch auß.
Ich setzt mich undter einen strauß,
Zu bleiben an den morgen fru.
Do giengen mir die augen zu
Sichtlich sach ich in qualmes traum
Fünff weibs-bild undter einem baum,
Alt, geruntzelt und ungeheuer.
Redten gar seltzam abentheuer.
Die erste zauberin.
Die erst sprach: Hört ir lieben gspiln,
Wir theten her einander zieln,
Iede ir kunst frey zu bewern
Und eine von der andern lern.
So wist, das ich mit meiner kunst
Bezwingen kann der mender gunst!
Mit zauber-listen ich in thu.
Das sie haben on mich kein rhu.
Das manns-glied ich eym nehmen kan.
Das er sunst nindert ist kein man.
Die ander hex.
Die ander sprach: Du kanst nicht viel.
Mein kunst ich auch erzelen will.
Ich kan undter das gschwell eym graben,
Das es darnach das gschoß muß haben.
Die gschoß kan ich segnen und heylen
Und melcken milch aus der thor-sewlen,
Die nattern bannen, den wurm segnen,
Und wo ewschrierne kinder legen,
Kan ich machen wieder gesund,
Mein kunst im gantzen Land ist kundt.
Die dritt teuffels-bannerin.
Die dritt sprach: Mein kunst solt ir hörn.
So kan den teuffel ich beschwörn
Mit meiner kunst in einem kreiß,
das er verborgen schetz mir weiß.
Die kan ich graben, wenn ich will.
Inn der christall und der parill
Kan ich auch sehen viel geschicht.
Den leuthen kan ich auch warsagen,
Wo man in etwas hat endtragen.
Die vierdt wettermacherin.
Die vierdt sprach: Ir seit seicht gelehrt.
Mein kunst mir allein ist beschert.
Den teuffel ich genommen han.
Ich bin sein fraw und er mein man.
Derslbig hilfft mir wetter machen,
Das sein die wuchrer mügen lachen,
Wann ichs trayd inn die erden schmitz
Mit hagel, schauer, donner, plitz.
Mit gspenst mach ich ein raysing zeug,
Damit ich die einfelting treug.
Die fünfft unhuld.
Die fünfft sprach: Mein kunst ob euch ölln,
Kan mich inn ein katzen verstelln,
Auch kan ich faren auff dem bock,
Far uber stauden, stein und stock,
Wo hin ich will, durch berg und thäler.
Auß der kuchen und dem wein-keller
So hol ich gut flaschen mit wein,
Würst, hüner, gense, wo die sein.
Damit erfreu ich meine gest.
Mein kunst ist noch die aller-best.
Der beschluß
Inn dem ein ein vogel auff eym ast
Wurd flattern gar laautraysig fast.
Da erwacht ich in dieser sag.
Da war es heller, liechter tag.
Da kund ich gar wol mercken bey,
Es wer ein traum und fantasey,
Geleich als wol als mit den weyben,
Die solche schwartze kunst sind treyben.
Ist doch lauter betrug unnd lügen.
Zu lieb sie nyemand zwingen mügen.
Wer sich die lieb lest ubergan,
Der selb hat im es selb gethan,
Das er laufft wie ain halber narr.
Nimpt man ires eingrabens war,
So ist es fantasey allwegen.
So sind erlogen all ir segen.
Der teuffel lest ein weib sich zwingen,
So ferr ers inn unglaub müg bringen.
Auch wo man schetz waiß unverhol,
Die grebt man on den teuffel wol.
So ist der christallen gesicht
Lauter gespenst, teuffels gedicht.
Ir warsagen ist warheyt-lär,
Das zutrifft etwan ungefär.
Das wetter-machen sie bethort.
Schlüg sonst gleich wol auch an das ort.
Des teuffels eh und reutterey
Ist nur gespenst und fantasey.
Das bockfaren kumpt auß mißglauben.
Der teuffel thuts mit gspenst betauben,
Das sie ligt schlaffen in eym qualm.
Maint doch sie far umb allenthalbm
Und treyb diesen und jhenen handel
Und in ein katzen sich verwandel.
Diß als ist haidnisch und ein spot
Bey den, die nicht glauben in Gott.
So du im glauben Gott erkenst,
So kan dir schaden kein gespenst.
Nürnberg, 1531. Gefunden in: Wolfgang Behringer (Hrsg.)
"Hexen und Hexenprozesse in Deutschland", dtv München 1988)
Published by themamundi 2002 / 2009
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